Chronik

Die Kapelle im Jahre 1952
Die Kapelle im Jahre 1952

Unsere Geschichte

Nach Unterlagen des Musikvereins Eggingen

 

geschrieben von Rudolf Bäuerle, Hans Gungl und Berthold Renz


 

Die Egginger waren schon immer eine musikliebende Dorfgemeinschaft. Nachdem sich bereits 1860 sangesfreudige Bürger zu einem Gesangverein zusammengeschlossen hatten, begnügte man sich nach dem 1. Weltkrieg nicht mehr allein mit der menschlichen Stimme. Ein paar musikbegabte Männer kauften sich unter großen Opfern Geigen, Streichbaß und Gitarre und machten Musik. Diese Egginger Streichmusik muß über das Dorf hinaus bei Hochzeiten, Fastnachtsfeiern und sonstigen Veranstaltungen einen guten Namen gehabt haben, denn in der ganzen Umgebung war diese Kapelle beliebt. Trotzdem zeigte es sich, daß eine Streichmusik nicht allen Anforderungen gerecht werden konnte, vor allem, wenn es galt, ein Hochzeitspaar von der Kirche zum Gasthof zu geleiten oder gar ein Fest im Freien zu umrahmen. So bildet wohl ein Hammellauf, der bei der "Traube" in Eggingen veranstaltet wurde, den eigentlichen Anlaß zur Gründung einer Blaskapelle.

 

Im Jahre 1927 war es so weit. Ein gutes Dutzend junger Männer hatten sich unter großen Mühen und Opfern Instrumente besorgt und machten den ersten bedeutsamen Schritt in der 75-jährigen Geschichte der Egginger Musikkapelle. Franz Baier blies nicht nur die erste Trompete, er dirigierte auch in den Anfangsjahren die Kapelle. Zu den ersten Blechmusikern gehörten im Gründungsjahr Anton Braig, Josef Freudenreich, Martin Geßler, Alois Gröber, Alfons Hartmann, Anton Hartmann, Anton Kneer, Anton Schwer, Franz Schwer, Theodor Schwer, Franz Schropp und Josef Strobel. Die finanzielle Lage der Kapelle war in den ersten Jahren nicht immer rosig. Weihnachtsfeiern und auch damals schon Zuschüsse der Gemeinde halfen bei der Instrumentenbeschaffung. Anfangs wurde im heimatlichen Anwesen des Dirigenten bei Baiers am Schulberg fleißig geprobt. Es gehörte viel Idealismus dazu, diese Arbeit nach Feierabend zu bewältigen. Doch die Freude an der Musik und die schönen Erfolge ließen bald alle Mühen vergessen. Ohne Anleitung von Fachkräften erarbeitete sich diese Kapelle ein gutes Repertoire. Bei allen Festlichkeiten im Dorf spielten sie auf. Mit passenden Weisen traten sie bei Tanzveranstaltungen, Namenstagen, Hochzeiten, Fastnachtsfeiern auf. Auch am Weißen Sonntag wurde gespielt, und einmal erhielten sie sogar die Erlaubnis von Ortspfarrer Stocker, an Fronleichnam zu spielen.

 

In den 30er Jahren traten dann neue Kräfte in die Musikkapelle Eggingen ein. Sie verstärkten den Klangkörper und gaben der Arbeit einen neuen Aufschwung. Es waren: Franz Dürr, Franz Gröber, Josef Lindner, Paul Lindner, Georg Osterle, Georg Renz, Josef Renz, Ferdinand Strobel und Georg Seitz.

Nach 1932 übernahmen Leopold Schaich (Klingenstein) und später Herr Passemann (Söflingen) den Dirigentenposten. Probelokal war dann das Gasthaus zur" Traube" und später das Gasthaus zum "Löwen".

Die Arbeit der Egginger Musikkapelle wurde 1939 durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges jäh unterbrochen. Die meisten aktiven Musiker wurden zur Wehrmacht eingezogen. Vier Musikkameraden starben den Heldentod.

Nach den schweren Kriegsjahren sammelte sich ein bescheidenes Häuflein der Musiker allmählich wieder. Mit großer Mühe wurde nach dem Verbleib der Instrumente gesucht. Bald wurden unter der Leitung von Josef Bussinger die Proben wieder aufgenommen. Neue Mitglieder traten in die Kapelle ein, die erst einen Neubeginn möglich machten: Josef Budai, Hans Gungl, Anton Kneer, Albert Schwer, Adam Wettring und Jakob Wilhelm, der vor seiner Einheirat nach Eggingen bei der Feuerwehrkapelle Söflingen spielte.

Geprobt wurde anfangs im Wohnzimmer von Kamerad Anton Kneer.

Als dann ab 1951 im Rahmen des neugegründeten Musikvereins Eggingen eine ansehnliche Zahl Egginger Bürger als passive Mitglieder die Kapelle unterstützten, war jegliches Provisorium beendet. Mit Franz Hoffmann wurde ein Dirigent gewonnen, der nicht nur ein ausgezeichneter und erfahrener Leiter war, sondern darüber hinaus ein glänzender Instrumentalist und erfolgreicher Komponist. Kein Wunder, wenn nun die Musikkapelle Eggingen einen beachtlichen Leistungsstand erreichte. 21 Gastvereine gratulierten 1953 zum 25-jährigen Jubiläum. Unter der aufopfernden Leitung von Vorstand Eugen Braunsteffer wurde damals im Garten von Martin Schwer ein Fest gestaltet, das die Egginger nicht so schnell vergessen werden. Nach einem großen Festzug durch das Dorf wickelte sich im Festgarten ein Freundschaftskonzert der Gastkapellen ab.

Seither ist der Musikverein mit der Musikkapelle Eggingen nicht mehr aus dem Geschehen des Hochsträßdorfes wegzudenken. Standkonzerte an Hochfesten, jährliche Herbstkonzerte, Weihnachtsfeiern, Gartenfeste und Ständchen bei Jubiläen, Musikfeste und Wertungsspiele trugen dazu bei, der Kapelle eine große Breitenarbeit zu garantieren. Bei diesen Veranstaltungen kam es immer wieder zu Erstaufführungen des Dirigenten und Komponisten Franz Hoffmann.

Nachdem Franz Hoffmann 8 Jahre die Egginger Musikkapelle geleitet hatte, übernahm Matthias Rilli (Ermingen) den Dirigentenstab und später für 2 Jahre Hans Gungl. 1961 übernahm Ferdinand Martin aus Ulm die Leitung der Kapelle. In seiner vierjährigen Arbeit erwarb er sich große Verdienste.

Die Vergrößerung und der Ausbau der Kapelle in den vergangenen Jahren machten erhebliche finanzielle Mittel nötig. Aus den Mitgliederbeiträgen und den Opfern der Aktiven konnten diese Beträge nicht alleine gedeckt werden. Konzerte und sonstige Veranstaltungen, Spenden von Firmen und Egginger Bürgern, sowie Alteisensammlungen, stockten die Kasse wesentlich auf. Unter Bürgermeister Karl Österle, der auch über seine Pensionierung hinaus ein guter Förderer des Musikvereins geblieben ist, und seit über 2 Jahren unter Bürgermeister Florian Schwer, waren der Kapelle immer Gemeindezuschüsse sicher.

Nachdem Josef Braunsteffer 1965 das Dirigentenamt übernommen hatte, stand der Verein vor einer Vorstandswahl. Mit Helmut Baier übernahm ein Vorstand die Leitung des Musikvereins, der neben großem Eifer und gutem Idealismus auch keine persönlichen Opfer scheute, um die Vereinsarbeit noch besser zu gestalten. Nicht nur das Instrumentarium wurde in kurzer Zeit ergänzt, endlich konnte die Kapelle auch mit Uniformen auftreten. Der gute musikalische Leistungsstand und die herzliche Kameradschaft rechtfertigten das große Vorhaben, das 15. Bezirksmusikfest auszurichten.

Das 15. Bezirksmusikfest des Bezirkes Ulm-Donau mit Fahnenweihe im Jahre 1967 wurde ein großer Erfolg. 34 Kapellen mit 1058 Musikern haben sich an diesem Fest beteiligt.

Die neue und zugleich 1. Vereinsfahne wurde von Pfarrer Wolf geweiht. Dieses Fest war, dank der großen persönlichen Opfer des 1. Vorsitzenden Helmut Baier, der Auftakt zu vielen sehr erfolgreichen Jahren der Vereinsgeschichte. 2 Jahre später hat der 1. Vorsitzende Helmut Baier aus gesundheitlichen Gründen den Vorsitz an Cyriak Hafner abgegeben. 1970 gab Josef Braunsteffer aus beruflichen Gründen seinen Dienst als Dirigent auf. Der 1. Vorsitzender Cyriak Hafner konnte im selben Jahr Herrn Ewald Wöhrle, 1. Hornist des Ulmer Theaters, mit einem Konzert der Öffentlichkeit vorstellen. Wöhrle, jung und für moderne Musik aufgeschlossen, hat die Kapelle nach und nach umbesetzt und mit neuen Instrumenten ausgestattet. Mit großen Aufwendungen, dank der tatkräftigen Mitarbeit des Vorstands Cyriak Hafner und Kassiers Georg Geiselmann, wurde alles zum Vorteil für den Verein durchgeführt.

Im folgenden Jahr wurde Cyriak Hafner von Karl Missel als 1. Vorsitzender abgelöst. Unter seinem Vorsitz wurde auf die Initiative des Musikvereins Eggingen die 1. Rundfunkaufnahme für den Süddeutschen Rundfunk durchgeführt. Den Abschluß des Vereinsjahres bildete eine Theater-Aufführung des Theaterstückes "Steine auf dem Lebensweg" mit 3 Aufführungen im Saal der "Traube". Im Jahre 1972 hat der Süddeutsche Rundfunk vom Musikverein Eggingen, unter Leitung von Ewald Wöhrle, eine weitere Aufzeichnung von 6 Musikstücken vorgenommen.

Seit 1973 ist der Musikverein Eggingen fester Bestandteil des Klosterhoffestes ("Zeitbeerfest") des Liederkranzes Söflingen. Im selben Jahr wurde der 1. Internationale Volkswandertag vom Musikverein Eggingen Anfang Mai durchgeführt. Da Musik und Volkswandern verschiedenartige Interessen darstellen, wurde 1974 ein eigener Verein "Wanderfreunde Eggingen" gegründet.

Bei großen Festen war der Musikverein Eggingen schon immer dabei. So wurde 1974 der Musikverein zum erstenmal für das City-Fest auf dem Weinhof in Ulm verpflichtet. Als 2. Kapelle spielte seinerzeit das "Hänsche-Weiß-Quintett" auf dem Weinhof. Auch bei den Aktionen "Ulmer helft euren Mitbürgern" hat die Kapelle allgemein Lob und Anerkennung gefunden. Im folgenden Jahr wurde Karl Missel von Hans Gungl als 1. Vorsitzender abgelöst. Auf Vorschlag des 2. Vorsitzenden Missel wurde der Stadel bei der "Traube" ausgeräumt und für die 1. "Dorfparty" ausgestattet. Diese Veranstaltung war für die Gemeinde Eggingen ein einmaliges Erlebnis und wurde bis 1977 beibehalten. Bis heute spricht man noch von diesen Festen, die auch bei der jungen Generation in fester Erinnerung geblieben ist. Das Richtfest der Einkaufsgenossenschaft Württ. Apotheker im Donautal, erstmals mit roten Hemden und Fliege, war für den Verein der Beginn weiterer erfolgreicher Jahre. 

1976 wurde das City-Fest zum zweitenmal von dem Musikverein Eggingen bestritten, diesmal auf dem Judenhof. Die Vielseitigkeit der Kapelle, von der Blasmusik bis zur modernen Unterhaltungsmusik, über Oberkrainer-Besetzung bis zum modernen Saxophon-Satz brachte der Kapelle diese "Publicity". Herr Wöhrle hat im gleich Jahr noch ein Engagement in Kiel angetreten. Er wurde im Juli 1976 im Garten bei der "Traube" öffentlich verabschiedet. Gleichzeitig wurde Herr Hermann Fromm der Öffentlichkeit als neuer Dirigent vorgestellt. 

Die Feierlichkeiten der Stadt Ulm zum 600-jährigen Münsterjubiläum im Jahr 1977 wurden auch vom Musikverein Eggingen mitgestaltet. Die Vereinskasse hat sich in den letzten Jahren erholt und auch die Mitgliederzahl ist leicht angestiegen.

Die jüngere Vereinsgeschichte

Das Jahr 1979 verzeichnet einen historischer Schritt in der Geschichte des Musikvereins. Zum erstenmal werden drei junge Mädchen ausgebildet an vereinseigenen Instrumenten und später in die aktive Kapelle übernommen. Ein besonderes Ereignis in der bis dato reinen Männerkapelle. In den Unterlagen ist zu lesen, dass "Mann" eigentlich stets offen war, Frauen in die aktive Kapelle aufzunehmen, es wurde jedoch nicht mit Nachdruck daran gearbeitet.

Zum Ende des Jahre 1982 hat Dirigent Hermann Fromm sein Amt gekündigt. Sein Nachfolger wurde der junge Rainer Rudisch. Während seiner Amtzeit wurden neue Uniformen angeschafft, die zum 4. Frühjahrskonzert 1983 den Egginger Bürgern präsentiert wurden. Die Arbeit des Dirigenten hat den Verein zu dieser Zeit besonders geprägt. Melodien im Big-Band-Sound waren die "Highlights" der Kapelle die bei jeder Veranstaltung für den nötigen Schwung und "Swing" sorgten. Schon nach kurzer Zeit musste Herr Rainer Rudisch sein Amt als Dirigent beenden, da er zum Studium nach Stuttgart wechselte. Sein Nachfolger wurde Anton Schuhmacher, der schon bei Volksmusiker Ernst Mosch als aktiver Trompeter tätig war. Bei seinem Konzertdebüt 1985 sellte er sich nicht nur als Dirigent vor, sondern zeigte auch sein Können als Vollblutmusiker. Seine Erfahrung und sein Können gibt er seit mehr als 17 Jahren als Dirigent an den Musikverein Eggingen weiter und leitet dadurch seit seinem Amtsantritt die Musikkapelle mit großem musikalischem Erfolg. 

Mit einen Festwochende feierte der Musikverein Eggingen 1987 sein 60-jähriges Bestehen in der Gemeindehalle. Besonders Stolz ist der Verein auf seine Ehrenvorstände Karl Missel und Hans Gungl. Ihnen wurde die Förder-Medaille in Silber des Baden-Württembergischen Blasmusikverbandes verliehen, da Sie sich besondere Verdienste um die Blas- und Volksmusik erworben haben

Spannungen im Verein haben 1994 zu einer Krise geführt, die personelle Konsequenzen in der aktiven Kapelle und Jugendkapelle zur Folge hatte. Mit Mut und Gemeinschaftssinn von jungen aktiven Leuten wurde der Verein zusammengehalten, und seither erfolgreich von den Vorständen Christoph Renz, Frieder Missel und Elmar Schwer geführt. Um den musikalischen Leistungsstand festzuhalten, wurde vor 2 Jahren eine CD-Aufnahme in der Gemeindehalle durchgeführt. Diese wird zum 75-jährigen Bestehen des Vereins erstmals zum Verkauf angeboten. Ein besonderes Geburtstagsgeschenk machte sich der Verein mit der Neuanschaffung einer Uniform, die zum Frühjahrskonzert 2002 präsentiert wurde. In den letzten Jahren hat sich der Musikverein Eggingen weiter zu einem aktiven und engagierten Verein entwickelt, der zum kulturellen Leben der Gemeinde wesentlich beitägt. 

Sowenig die Aufzählung der Vereinsjahre und der einzelnen Veranstaltungen ein vollständiges Bild über die Vereinsgeschichte ergibt, genauso unmöglich ist es, über all die Ereignisse im Verein zu berichten, die sich in den hinter uns liegenden 75 Jahren abgespielt haben. Ganz allgemein sei gesagt, daß alle Dirigenten und Vorstandschaften, und ganz besonders die Musiker immer ihr Bestes gegeben haben zum Wohle der Volksmusik. Nicht vergessen will ich auch die passiven Mitglieder, die regelmäßig ihren Beitrag an den Verein entrichtet haben, denn ohne sie könnte der Musikverein schlechthin nicht bestehen. Auch sie halfen mit, daß der Musikverein Höhepunkte und frohe Stunden erleben durfte, aber auch Schwierigkeiten u. Probleme gemeinsam lösen konnte.

Die gute Zusammenarbeit in der Vorstandschaft sowie die Kameradschaft in der Kapelle haben dazu beigetragen, daß im Jahr 2002 die Kapelle auf ein 75-jähriges Bestehen zurückblicken kann. Möge dieser gute Geist auch weiterhin Bestandteil des Musikvereins bleiben zum Wohle aller Bürger Eggingens.

Der Leitspruch unserer Fahne "Im Klang der Töne suche das Schöne" möge auch weiterhin die Vereinsgeschichte des Musikvereins Eggingen begleiten und dem Verein den richtigen Weg für ein erfolgreiches Fortbestehen zeigen.